Ernst Brunner im Interview mit Monica Rintersbacher, Copyright: Hagleitner/Faistauer

Interview Hagleitner: Forschung und Internationalisierung made in Zell am See

Leitbetriebe Austria Geschäftsführerin Monica Rintersbacher im Gespräch mit Ernst Brunner, dem Geschäftsleiter für kaufmännische Bereiche der Firma Hagleitner, über das 50-jährige Jubiläum und die weiteren Ausbaupläne des Komplettanbieters für professionelle Hygiene

Monica Rintersbacher: Heuer feiert die Firma Hagleitner ihr 50-Jahr-Jubiläum. Herr Brunner, Sie sind Mitglied der Geschäftsleitung bei einem Familienunternehmen, in dem sich seit der Gründung sehr viel getan hat. Erzählen Sie uns doch etwas über die Geschichte und den Werdegang des Unternehmens.

Ernst Brunner: Die Firma Hagleitner wurde 1971 durch den Vater des heutigen Firmeninhabers Hans Georg Hagleitner gegründet. Alles hat in Zell am See mit einem Handelsbetrieb begonnen. Damals waren die ersten Produkte voll mechanisch, wie zum Beispiel ein Raumbeduftungsgerät; es war oberhalb des Türrahmens befestigt und hat seinen Duft über Lamellen versprüht, indem die Tür auf und zu ging; der Luftzug genügte. Das Unternehmen ist immer noch in Familienhand und seit Ende der 1980er-Jahre wird es von Hans Georg Hagleitner geleitet, der bereits vorher selbstständig Reinigungsprodukte hergestellt und Innovationen eingeführt hat. Ab 1999 wurde die Produktion großzügig erweitert, gefolgt von einer Internationalisierung des Unternehmens.

Zu Gründerzeiten war der Fokus hauptsächlich auf Zell am See, Salzburg und Österreich gerichtet. Nach der Firmenübernahme durch den Sohn ging es stärker um Forschung, Entwicklung, Produktion und Internationalisierung. Zell am See ist zur Zentrale geworden, gleichzeitig hat auch der Direktvertrieb in den Nachbarländern begonnen: in Deutschland, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien, Kroatien, Slowenien und Italien.

In diesen Ländern wurden Vertriebsgesellschaften gegründet und Hagleitner-Standorte errichtet, die Zeit war sozusagen eine zweite Gründer-Epoche. Durch den enormen Einsatz von Hans Georg Hagleitner und sein weitsichtiges Augenmerk auf den globalen Export ist die Firma Hagleitner heute in mehr als 60 Ländern weltweit tätig, in Österreich und den elf weiteren Ländern per Direktvertrieb.

Monica Rintersbacher: Sie haben mir erzählt, dass ungefähr 50 Prozent Ihrer Produktion in Österreich vertrieben wird und 50 Prozent im Export. Mit unserer Initiative „Made in Austria – neu denken“ regen wir zu Regionalisierung und Produktion in Österreich an. Sie produzieren alles schon am Standort Zell am See und legen darauf sehr großen Wert.

Ernst Brunner: So ist es in der Tat. Alle Produkte und System-Produkte, die Hagleitner herstellt, wie Spender, Dosiergeräte, chemische Nachfüllungen für Seifen, Düfte, Desinfektionsmittel und auch Handtuch- sowie Toilettenpapier, werden direkt am Standort in Zell am See entwickelt und produziert. Von hier aus werden sie an unsere Vertriebsgesellschaften oder an die weltweiten Vertriebspartner gesendet. Wir stehen für „Made in Austria“.

Monica Rintersbacher: Sie haben mit einem weiteren Ausbau begonnen. Dazu laufen die Geschäfte sehr gut und es stehen familienintern auch Gespräche über eine Übergabe im Raum. Wie sieht da die Zukunft von Hagleitner aus?

Ernst Brunner: Hagleitner ist tief am Wirtschaftsstandort Österreich verwurzelt, insbesondere mit dem Muttersitz in Zell am See. Für uns ist das Bekenntnis, das die Familie Hagleitner Österreich gegenüber gemacht hat, unverrückbar – weshalb wir auch in Zukunft die Forschung, Entwicklung, Zentralfunktion, Produktion und das Produktmanagement ausschließlich im Salzburger Pinzgau angesiedelt sehen.

Wir sind uns auch bewusst, dass wir dadurch in Österreich über 1.200 Mitarbeiter beschäftigen können. Um in Österreich gewinnbringend zu forschen, zu entwickeln und zu produzieren, bedarf es eines sehr aktiven Unternehmens. Es sind Produkte gefragt, die intelligent und innovativ sind, um den hohen Anforderungen unserer Kunden zu entsprechen und unsere Kunden immer wieder auch mit neuen Erfindungen zu überraschen. So übernehmen wir auf dem Markt oft eine Vorreiterrolle.

Damit aber die langfristige Positionierung des Unternehmens sichergestellt ist, hat Hagleitner zusätzlich zu den heute genutzten 40.000 Quadratmetern im Salzburger Pinzgau noch 60.000 Quadratmeter Industrie-Grundstück mit Baurecht dazu erworben. Somit haben wir die Option, unsere Tätigkeit hier weiter auszubauen. Unsere Firma ist auch ein Beweis dafür, dass man in Österreich entwickeln und produzieren und im Inland sowie im Ausland erfolgreich verkaufen kann.

Hans Georg Hagleitner zeichnet für sämtliche Innovationen in Forschung und Entwicklung aktiv als Geschäftsführer verantwortlich und ist hierbei immer noch persönlich in alle wesentlichen Prozesse direkt involviert. Aber auch seine beiden Töchter haben bereits wichtige Führungspositionen im Unternehmen übernommen. Sie haben eine internationale Ausbildung genossen und vorher in anderen Unternehmen gearbeitet, die ebenso international tätig sind. Stefanie Hagleitner, eine der Töchter, leitet das Produktmanagement, sie ist zentral in die Domäne von Herrn Hagleitner eingebunden und entwickelt innovative Produkte. Katharina Hagleitner lenkt das Tochterunternehmen in Italien, das mehrere Niederlassungen hat. Durch ihre ausgeprägten Führungskompetenzen zeigt sie, wie sich ein Unternehmen in einem wichtigen Exportland mit einem nicht so einfachen Markt erfolgreich entwickeln kann. Sie kennt Land und Leute; ihre Strategie und das Wissen, das sie generiert hat, sind jetzt auch eine wesentliche Grundlage für die Erweiterung der anderen Vertriebsorganisationen.

Monica Rintersbacher: Das traditionelle Know-how der vorausgegangenen Generationen verbindet sich mit der Generation der Töchter. Auch wenn eine Nachfolge aktuell noch nicht Thema ist, wären die beiden Töchter dennoch auf eine Übergabe in Zukunft gut vorbereitet.

Ernst Brunner: Ja, genau. Diese einzigartige Kombination hat zur Folge, dass die Firma Hagleitner als bestes Familienunternehmen des Bundeslandes Salzburg und der Republik Österreich ausgezeichnet worden ist. Im Entscheidungsprozess der Jury wurden nicht nur die Nachhaltigkeit der Produkte und Prozesse beurteilt sowie Zahlen, Daten und Fakten, sondern es floss auch die Nachhaltigkeit der Unternehmensführung innerhalb der Familie mit ein, die wir stark pflegen und vorantreiben.

Monica Rintersbacher: Neben der Nachhaltigkeit hat sich Herr Hagleitner das Thema Innovation mit dem Fokus auf das globale Geschäft zum Ziel gesetzt. Wie sieht das bei der Digitalisierung aus?

Ernst Brunner: Das Ziel ist es, ein starkes, internationales, unabhängiges und innovatives Unternehmen zu sein – mit einer führenden Marke und Top-Service. Dabei ist es wichtig, sich auf diese Vision zu konzentrieren, darauf den Fokus zu setzen.

In Bezug auf die Digitalisierung haben wir Apps entwickelt, sie machen unsere Produkte für Betreiberinnen und Betreiber noch zugänglicher, überdies werten sie den Kundenservice auf.

Monica Rintersbacher: Welche Funktionen haben diese Anwendungen genau?

Ernst Brunner: In erster Linie misst das Gerät Abgabemenge, Füllstand und Energiestatus, dabei sendet es auch Erinnerungen. Sollte eine Nachfüllung leer werden oder sich sonst eine Störung abzeichnen, meldet es das Gerät direkt an die Hagleitner-App. In dem Prozess wird nicht nur die Störung gemeldet, sondern auch die genaue Art des Problems; beides ist ersichtlich. So sind Sie binnen Minuten in der Lage, die Ursache zu erkennen und zu beheben. Die App sagt Ihnen auch: Können Sie die Angelegenheit selbst bewältigen oder braucht es Hilfe durch Hagleitner? Als Nächstes sind wir praktisch schon auf dem Weg zu Ihnen, um einen Service durchzuführen.

Dank Digitalisierung können wir Kundinnen und Kunden genau das geben, was sie brauchen. Wir erhöhen für sie die Geschwindigkeit der Problembewältigung und garantieren die Betriebssicherheit am Einsatzort. Das ist alles in der App ersichtlich. Denn im Vergleich zu früher, als das Reinigungspersonal noch auf traditionelle Weise den Füllstand der Spender auf mehreren Stockwerken von Hand kontrollieren musste, erscheint der Betriebsstatus jetzt auf dem Tablet, für alle Geräte im Haus ist er auf einen Blick ersichtlich. Dabei können Sie leicht entscheiden, welches Gerät eine Wartung oder Nachfüllung braucht. Die Digitalisierung spart immens Mitarbeiterressourcen und fördert die Produktivität der Kunden.

Monica Rintersbacher: Herr Brunner, zu guter Letzt noch eine Frage: Über welche neuen Produkte können sich Ihre Kunden bereits freuen?

Ernst Brunner: In den letzten beiden Jahren wurden alle System-Produkte erfolgreich in unsere Digitalisierungsstrategie mit eingebunden. Hagleitner denkt aber bereits weiter. Unsere Zukunftsvision beschäftigt sich zum Beispiel mit großen Anlagen, dazu stellen wir uns die Frage: Bleiben dort Waschräume, Spender und Dosiergeräte wie bisher als einzelne Vorrichtungen bestehen? Oder wird es etwa auf Flughäfen ein zentrales Versorgungssystem geben? Kommen Nachfüllungen dann über Rohrleitungen? Lassen sich Toiletten und Waschräume so direkt versorgen?

An einem solchen Zentralversorgungssystem arbeiten wir bereits, vielleicht wird es bei einem Flughafen-Neubau in fünf bis zehn Jahren Wirklichkeit.

Monica Rintersbacher: Ich sehe, dass zukünftig stark das Thema Forschung und Entwicklung im Vordergrund steht – wir bleiben gespannt. Innovation, Nachhaltigkeit und ein Familienunternehmen mit einem 50-Jahr-Jubiläum: Ich sage: „Herzlichen Dank für das Gespräch“.

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