Marketingtalk: KI im Reality-Check

An Künstlicher Intelligenz (KI) führt heute kein Weg mehr vorbei. Diese hat in den Unternehmen sowie privat längst Einzug gehalten und ist Teil der digitalen Transformation. Dennoch gibt es auf Unternehmerseite noch viele offene Fragen: Wie können die neuen Technologien am besten genutzt werden? Welche Chancen, aber auch welche Risiken bringen sie mit sich und was ist vor allem aus rechtlicher Sicht zu beachten? Diese und weite Fragen standen im Zentrum eines Marketingtalks, welcher in Zusammenarbeit mit dem Marketing Club Österreich (MCÖ) bei Gastgeber druck.at in Leobersdorf stattfand.

Rechtliche Grundlagen – Eckpunkte der Compliance-Prüfung

Um einen rechtlich sicheren Umgang mit KI im Unternehmen zu schaffen, bedarf es einer Compliance-Prüfung in allen Phasen eines Projektes. Das Beginnt in der Design- und Entwicklungsphase, in der je nach Modell Daten in den KI-Korpus und Trainingstool eingespeist werden (KI-Input). Nach Testung und Training werden mittels der trainierten KI die KI-genierten Inhalten (KI-Outputs) generiert. Zu den Herausforderungen zählen etwa die interdisziplinäre Team-Aufstellung, sowie die Entscheidung, ob die Umsetzung intern oder extern erfolgt.

1. In der Designphase spielen aus rechtlicher Sicht folgende Themen eine entscheidende Rolle:

  • Datenschutz: Werden personenbezogene Daten benötigt? Ist eine Anonymisierung und Datensynthetisierung möglich? Werden die DSGVO-Grundsätze eingehalten?
  • Urheber- und Leistungsschutzrecht: Wird urheber- bzw. leistungsschutzrechtlicher Inhalt verarbeitet? Ist ein Text- und Datamining als freie Werknutzung möglich?
  • AI Act: Ja nach Kategorisierung (high risk – low risk) kommt es zu entsprechenden Pflichten. Eine Transparenzpflicht ist ebenso in Planung.

2. In der Phase Entwicklung vs. Zukauf werden folgende Bereiche relevant:

  • Datenzukauf-/lizensierung: Vertragliche Absicherung im Data Sharing Agreement
  • Auslagerung der Entwicklungsleistungen (z.B. Scoping, Legal Compliance, Security-Anforderungen, Transparenz- und Informationspflichten, Test- und Abnahme etc.)
  • Zukauf von Drittprodukten: Prüfung auf Legal Compliance;

3. In der Phase Testung & Training geht es in erster Linie um die Wahrung von Datenschutz und IT-Security; Für die Testumgebung sollen keine Echtdaten zum Einsatz kommen und die Testung für Lernzwecke dokumentiert werden.

4. In der Betriebsphase kommt die KI schließlich zum Einsatz. Hier müssen IT-Security, Datenschutz und die Richtlinien aus dem Ai Act zur Anwendung kommen.

AI Act: Regulatorische Grundlagen in der EU
Der Entwurf der EU-Kommission wurde bereits im April 2021 veröffentlicht, dieser wird voraussichtlich Ende 2023/Anfang 2024 beschlossen. Er soll als einheitliches Regelungswerk in der EU dienen und unabhängig vom Risiko bestimmte Pflichten enthalten, wie etwa Transparenz-, Qualitätssicherheits- und Konformitätsbewertungspflichten.

Tipp: In Österreich wird es im Laufe des nächsten Jahres eine eigene KI-Servicestelle geben, die in der Regulierungsbehörde RTR angesiedelt und vom Bundesministerium finanziert wird. Österreich ist damit neben Spanien und Niederlande eines der ersten Länder, die diese Art des Services anbieten. Sie dient Unternehmen als beratende KI-Anlaufstelle.

(Fachlicher Input: Mag. Alexandra Ciarnau, Rechtsanwältin DORDA)

Praktischen Anwendung in Unternehmen

Um KI zu verstehen, müssen wir uns damit auseinandersetzen und die neuen Technologien ausprobieren. In unserem Unternehmen haben wir einen eigenen KI-Ambassador eingestellt, der sich mit aktuellen Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz beschäftigt. Jeden Donnerstag haben wir zudem einen KI-Tag eingeführt. An diesem Tag wird gemeinsam analysiert, was funktioniert und was nicht, welche Prompts in die Datenbank aufgenommen werden, welche nicht funktionieren etc. Der sensible Umgang mit Daten hat dabei oberstes Gebot.

Die Einsatzmöglichkeiten von KI sind vielfältig, z.B. für die Erstellung von Social Media Plänen, Blogartikel, Umfragen, Videocopies oder Suchmaschinenoptimierung. Getestet wird zurzeit mit Tischlerei-Betriebe, die durch den Einsatz von KI eine enorme Verbesserung ihres Marketingauftritts erleben und dabei wenig Zeit und Ressourcen aufwenden müssen.

Tipp: Eventplanung mit KI
Um mehr über den Umgang mit KI zu lernen und dabei Zeit und Kosten zu sparen, wurde eine KI Event Masterclass ins Leben gerufen. In ein paar Online-Einheiten lernen die Teilnehmer, wie man mit der KI und einem eigens entwickelten Prozess in nur wenigen Minuten Events erstellen kann.

(Fachlicher Input: Mag. (FH) Thomas Kenyeri, Founder KESCH Event & Promotion GmbH)

Möglichkeiten und Grenzen der KI

Die KI bietet Unternehmen eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Effizienz und Innovationen zu steigern und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Mittels KI kann z.B. aus einem Satz eine ganze Präsentation erstellt werden oder sogar Bücher geschrieben werden. Bei kreativen Arbeiten (z.B. Gedicht) dient KI in erster Linie als Inspiration – die persönliche Note erfolgt immer noch durch den Menschen. Beim Einsatz von KI gibt es einige Herausforderungen und Grenzen – von technischen Aspekten bis hin zu organisatorischen Herausforderungen. Ein tiefes Verständnis von Funktion und Anwendung sowie die Fähigkeiten, KI-Lösungen effektiv zu planen, zu implementieren und zu verwalten helfen dabei, KI im Unternehmen optimal zu nutzen.

Buchtipp: „KIGANTISCH. WORK SMART(ER) – Praktische Tipps und inspirierende Beispiele für den Einsatz von KI im Geschäftsleben“ erhältlich als eBook und Softcover bei Amazon und als Hörbuch bei Apple und Spotify.

(Fachlicher Input: Mag. Andreas Wenth, MSC, Gründer Agentur #clickgefühle)

Mister Marketing – KI-Tool für Marketing und Kommunikation

Mit KI ist vieles möglich, wenn das System professionell betreut und die Software von den Anwendern beherrscht wird. So können Routinearbeiten ausgelagert werden und es bliebt mehr Zeit für Kreativität. Mittlerweile gibt es einige Tools am Markt. Wir haben ein eigenes KI-Tool fürs Marketing entwickelt: „Mister Marketing“ ist eine Marketing-Plattform, welche auf Basis von KI und Data Analytics für kleinere Unternehmen Marketingkonzepte erstellt und passgenaue Maßnahmen liefert. Als Datenquelle wurden 10 000 Menschen befragt und diese Daten eingepflegt. Seit Juli ist das Projekt in der Testphase und bietet viele Einsatzmöglichkeiten für kleine und größere Unternehmen. Die Umsetzung erfolgt mit Schnittstellenpartnern. Wichtig dabei ist uns der „saubere“ Umgang mit Daten.

(Fachlicher Input: Mag. Georg Hofherr, Founder P8 Marketing GmbH)

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