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Erste Asset Management: Wie haben sich europäische Aktien im globalen Vergleich entwickelt?

Mit Anfang August wurde der Fonds ERSTE STOCK EUROPE (übertragender Fonds) mit dem Fonds ERSTE RESPONSIBLE STOCK EUROPE (übernehmender Fonds) verschmolzen. Interview mit Senior Fondsmanager Harald Kober zum Fonds und zur aktuellen Entwicklung der Aktienmärkte.

Wie haben sich europäische Aktien im globalen Vergleich entwickelt?
Nach einer kurzen, starken Talfahrt zu Beginn der Coronakrise Mitte Februar 2020 haben sich die Aktienmärkte Mitte März 2020 gefangen und von da an einen Aufwärtstrend ausgebildet, der bis heute anhält. Über diesen Zeitraum haben sich die globalen als auch die europäischen Aktienmärkte freundlich entwickelt.

Die Aktienmärkte der entwickelten Länder haben die Emerging Markets outperformt. Die europäischen Börsen haben besser als die asiatischen- aber schwächer als die amerikanischen Börsen abgeschnitten. Für die Outperformance der amerikanischen Börsen sind insbesondere die Technologieaktien verantwortlich, die dort wesentlich stärker in den Indices vertreten sind als in Europa.

In Europa finden sich zyklische Sektoren wie der Bankensektor oder der Industriesektor stärker in den Indices gewichtet. Diese Sektoren haben unter der Coronakrise stark gelitten. Mit der Biden-Regierung in den USA kommt es dort in absehbarer Zukunft auch zu Steuererhöhungen, die sich auf die Unternehmen negativ auswirken könnten.

„Aktuell sind Technologieaktien, Rohstoffaktien, Insustriewerte und ausgewählte Konsumgüteraktien interessant.“

Harald Kober, Fondsmanagement
ERSTE RESPONSIBLE STOCK EUROPE

Wie schätzt Du die Situation an den europäischen Aktienbörsen ein?
Die Öffnung der Wirtschaft in Europa belebt die Konjunktur stark. Die Wirtschaftserholung und das Gewinnwachstum der Unternehmen gewinnt durch die steigenden Impfraten in Europa an Fahrt und zeigt Wachstumsraten wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Es kommt nicht oft vor, dass die Gewinne von großen europäischen Unternehmen stärker wachsen als die Vergleichsunternehmen in den USA. Profiteure dieser Entwicklung sind die zyklischen Sektoren, die auch während der Corona-Krise besonders gelitten haben.

Die Coronakrise hat Europa in wirtschaftlicher Hinsicht auf die Probe gestellt und die EU hat erkannt, dass es einem besonderen Kraftakt bedarf, um den Wiederaufbau auf die Beine zu stellen. Mit dem beschlossenen Wiederaufbaufonds, der durch Anleihen finanziert werden soll, wird die Konjunkturerholung durch eine hohe Investitionstätigkeit unterstützt. Davon sollten auch die europäischen Unternehmen profitieren.

Welche Branchen bevorzugst Du derzeit?
Aktuell sind Technologieaktien, Rohstoffaktien, Industriewerte und ausgewählte Konsumgüteraktien interessant und im Fonds ERSTE STOCK RESPONSIBLE EUROPE stärker vertreten. Nach den zahlreichen Lockdownphasen in Europa sollten diese Branchen vom Wirtschaftsaufschwung besonders profitieren. Der Stellenwert des Technologiesektors ist in der Coronakrise besonders gewachsen und die damit verbundene Digitalisierung sämtlicher Geschäftsbereiche.

Dies wird sich auch nach der Krise nicht ändern. Ebenso sind Aktien mit einem guten ESG Rating im aktuellen Umfeld angesichts des Green Deals in Europa zu favorisieren. Investoren achten immer öfters auf den Umgang der Unternehmen mit Umwelthemen, sozialen Themen und auf ethische Geschäftspraktiken.

Dieser Trend hat sich schon in den letzten Jahren abgezeichnet und gewinnt jetzt zunehmend mit der Klimakrise an Fahrt. Europa ist Vorreiter im Nachhaltigkeitsbereich. Der Umgang mit dem ESG-Themen wird sich zunehmend auch in den Bewertungen der Unternehmen niederschlagen. In Europa gibt es gerade im Umweltbereich zahlreiche interessante Unternehmen, die hier Marktführer sind und innovative Produkte für den Umweltschutz im weiteren Sinn entwickeln. Diese Unternehmen findet man häufig in Skandinavien.

Welche Risiken gilt es zu beachten?
Natürlich wird der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten durch die lockere Geldpolitik der Notenbank maßgeblich unterstützt. Die Anlagealternativen zu Aktien sind in einem Niedrigzinsumfeld Mangelware. Immobilieninvestments sind auch eine Möglichkeit, aber auch hier spielt das Zinsumfeld eine große Rolle. Egal wie man die Veranlagungsoptionen betrachtet, das Zinsumfeld ist von zentraler Bedeutung.

Um die hohen Staatsausgaben während der Pandemiebekämpfung zu sanieren, könnte es auch zu Steuererhöhungen (auch auf Kapitalerträge) und die Einführung neuer Steuern kommen. Eine steigende Abgabenlast würde das verfügbare Einkommen schmälern und weniger Liquidität würde eine Veranlagung suchen. Auch die Corona-Pandemie selbst kann ein Risiko für die Aktienmärkte darstellen. Sollte es zu weiteren Mutationen kommen, die durch die verfügbaren Impfstoffe nicht abgedeckt werden können, sind neuerliche, restriktive Maßnahmen nicht ausgeschlossen. Das würde natürlich die Wirtschaftserholung bremsen. Aus heutiger Sicht ist dies aber nicht sehr wahrscheinlich.

Durch die Covid-19 Pandemie ist die Bewertungen in einigen Branchen/Aktien stark angestiegen und die europäischen Aktienmärkte werden sich nicht komplett von der globalen Entwicklung der Aktienmärkte abkoppeln können.

INFO:
Der ERSTE RESPONSIBLE STOCK EUROPE ist ein Nachhaltigkeits-Aktienfonds, welcher vor allem in Aktien von ausgewählte Unternehmen mit Sitz oder Börsenotiz in Europa investiert. Der Investmentprozess des Fonds basiert auf fundamentaler Unternehmensanalyse. Bei der Titelauswahl wird auf qualitativ hochwertige und wachstumsstarke Unternehmen gesetzt.

Link zum Unternehmensprofil von der Erste Asset Management: hier

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