Robert Pfarrwaller, CEO von REXEL Austria / Copyright: REXEL

Preisspirale: Öfter die Brille des Gegenübers aufsetzen 

Die Preisspirale dreht sich weiter: Verknappte Rohstoff- und Komponenten-Verfügbarkeiten treffen auf hohe Nachfrage und volatile Lieferketten – was bedeutet, dass die Preise steigen. Die Konsequenzen aus diesen globalen Verwerfungen baden die Endkundinnen und -kunden aus, doch nicht allein. Die Rolle des Elektrogewerbes und der -händler wird in dieser explosiven Mischung oft vergessen. Diese kommen teilweise unfreiwillig zum Handkuss und stehen im Spannungsfeld zwischen dem schwierigen Marktumfeld und den verärgerten Endkundinnen und -kunden.

Vor knapp einem Jahr legte das Containerschiff Ever Given den Suezkanal für einige Tage lahm und zeigte die Fragilität des globalen Handelsstroms auf. Heute stehen wir immer noch vor denselben Herausforderungen und die globalen Transporte, sind nach wie vor beeinträchtigt, unter anderem durch die Containerschiffe. Gepaart mit steigenden Rohstoffpreisen, Transport-, Energie- und Personalkosten bilden diese Versorgungsengpässe ein Sammelsurium, das längst auch Österreichs Industrie, Gewerbe und Handel trifft. Ein Ende der Preisdynamik ist nicht in Sicht. So lag die allgemeine Inflationsrate im Jänner bei 5,1 Prozent – der höchste Wert seit November 1984. Zu regelrechten Preisschüben kam es etwa bei Nicht-Eisen-Metallen (+42,4 Prozent) und bei Eisen sowie Stahl (+42,2 Prozent). Der Bestand von Kupfer markierte letzte Woche an der Londoner Börse mit 80.025 Tonnen ein Allzeittief bzw. der Preis mit 9.875 Dollar pro Tonne ein Allzeithoch. Auch bei anderen für die Elektro- und Elektronikbranche wesentlichen Rohstoffen, wie PVC, Halbleiter und Öl sieht es ähnlich aus. Damit zogen auch die Großhandelspreise durchschnittlich um 15,5 Prozent an. Bei Kabeln gab es gegenüber Vorkrisenniveau sogar einen Anstieg von bis zu 50 Prozent. Damit verteuern sich sowohl private als auch gewerbliche Bauvorhaben. Das Elektrogewerbe und der Elektrohandel können den Mix aus globalen Verwerfungen nicht länger allein tragen, weshalb die Preissteigerungen nun nach und nach auch die Endkundinnen und -kunden erreichen – in mittlerweile fast allen Bereichen der Elektrotechnik. Verständlicherweise stoßen diese Veränderungen bei Kundinnen und Kunden teilweise auf Unverständnis und Ärger.  

Volle Auftragsbücher: Fluch oder Segen?
Ein Detail, das dabei oft in Vergessenheit gerät: Die Nachfrage bzw. das Produkt bestimmt den Preis. Im Grunde genommen befindet sich die Elektrobranche in einer fantastischen Situation, allerdings mit diesem Wermutstropfen. Covid-19 und das Bündel an Initiativen gegen den Klimawandel bzw. für die Energiewende, allen voran der „Green Deal“ der EU, haben einen Boom ausgelöst, dass insbesondere das Elektrogewerbe noch immer laufend vor der Herausforderung steht, die enorme Nachfrage zu stemmen – und das vor dem Hintergrund von zunehmendem Fachkräftemangel und einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld, in dem längerfristige Planbarkeit der Vergangenheit angehört. Immerhin sind intelligente Gebäude ein Wachstumsmarkt und versprechen nicht nur mehr Komfort, sondern auch eine effizientere Nutzung von Energie. Das Elektrogewerbe bietet dafür das Rückgrat. Aufgrund der Systemrelevanz hat die gesamte Elektrobranche trotz Pandemie weitergearbeitet und damit nicht zuletzt wirtschaftlich und gesellschaftlich für Stabilität gesorgt. Durch die aktuellen Preiserhöhungen kommen Gewerbe und Handel nun einmal mehr zum Handkuss und finden sich ungewollt zwischen zwei Fronten wieder. 

Verfügbarkeitsmanagement als größte Herausforderung
Die globalen Wirtschaftsströme machen für Österreich nämlich keine Ausnahme. Die Nachfrage ist nicht nur hierzulande, sondern in ganz Europa, teilweise sogar global, sehr hoch. Das Management von Verfügbarkeiten und die damit einhergehende Volatilität der Preise für die gesamte Wertschöpfungskette ist zur größten Herausforderung geworden. Wir bei REXEL Austria haben etwa unsere Lagerkapazitäten um 20 Prozent im Vergleich zu „Vor-Pandemie-Zeiten“ erhöht, um eine höhere Verfügbarkeit sicherzustellen. Gemeinsam an einem Strang zu ziehen und Verständnis für die Situation des Gegenübers aufzubringen – egal ob Hersteller, Elektrogewerbe, Elektrohandel oder Endkundschaft – ist in solch schwierigen Zeiten essenziell. Denn die aktuelle Situation wird sich zeitnah nicht ändern.

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